Waldvegetation in Ost-Tibet 1998

Erdkunde 51 (1998), p.143-163.

 

Die Waldvegetation in der Ostabdachung des Tibetischen Hochlands dargestellt am Beispiel Jiuzhaigous (Zitsa Degu; NNW-Sichuan) und die historische und gegenwärtige Entwaldung

 

Daniel Winkler

 

Summary: The forest vegetation on the eastern slope of the Tibetan Plateau presented by the example of Jiuzhaigou (Zitsa Degu; NNW-Sichuan) and past and present deforestation.

 

The vast forests of Eastern Tibet are still insufficiently investigated, while they are being reduced at an alarming rattte. Chinese figures point to 50% forest reduction in W-Sichuan in the last 40 years, mainly caused by a state-controlled forest industry. A massive extraction of timber is taking place, neglecting ecological and economical principles. Reforestation and sustainable forest management are still widely absent.

 

Already in the past - extending over a period of millennia - substantial forest reduction was caused by man and his grazing animals. One of the main causes of Eastern Tibet's widespread phenomenon of forest-free south-facing slopes seems to be pasturalism. Previously the absence of forests on the south-facing slopes had been attributed primarily to climatic conditions. However new research has shown that in Jiuzhaigou human impact is the primary cause for the absence of forests on the south slopes.

 

The forest vegetation of Eastern Tibet is presented by the example of Jiuzhaigou (Tibetan: Zitsa Degu). Jiuzhaigou Nature Reserve (103°46'-104°05'E / 32°55'-33°20'N) is located in NNW-Sichuan's Min Shan mountains. The high mountain climate (744mm/a, annual mean temperature 7.3°C at 2400m) is subtropically influenced and typical for the moister fringe of the eastern slope of the Plateau.

 

The following altitudinal belts have been classified: 1. The montane mixed forest belt (2000-2700m), which is differentiated into the lower montane belt (2000-2400m), presently dominated by a pine-oak forest, here a hemlock mixed forest has barely survived; and the upper montane forest belt (2400m-2700m), dominated by fir-spruce mixed forests. 2. The altomontane cloud forest belt (2700-3500m) consisting of the bamboo cloud forest belt (2700-3200m), dominated by bamboo-fir-spruce forests, and the Rhododendron cloud forest belt (3200m-3500m) with spruce forests on the sunny slopes and fir forests on the shady slope; 3. The subalpine forest belt (3500m-3800m) consisting of fir stands on the shady slope and juniper stands on the sunny slope. Timberline is found at 3800m altitude.



Einführung

 

Im Südosten des Tibetischen Hochlands, der gegenwärtig von W-Sichuan, NW-Yunnan und SE-Xizang eingenommen wird und weitgehend identisch ist mit der von den Tibetern als Kham bezeichneten Region, liegt das größte Waldgebiet Chinas. Die Region ist geprägt von einer sehr hohen Reliefenergie, bedingt durch die tief eingeschnittenen Flußtäler von Salwin, Mekong, Yangtse, Yarlung und Huang He sowie die großen Höhen der Gebirgszüge bzw. Bergstöcke, wie z.B. Minyak Gongkar (Gongga Shan, 7590m) und Kawakarpo (Meili Shan, 6809m). Die Hänge entlang der Täler sind von einzigartigen Urwäldern bedeckt, die bei anhaltender Zerstörung in ihrem Fortbestand bedroht sind. Im Südosten des Tibetischen Hochlands trifft man auf eine in der Holarktis einzigartige Artenvielfalt. Rhododendron allein ist mit mehr als 400 Arten vertreten. Primula, Gentiana, Clematis, Pedicularis, Corydalis, Sedum, Saxifraga und Senecio stellen jeweils mehr als hundert Arten, dazu sind über 50 verschiedene Koniferenarten vertreten (WANG 1961). YANG (1986, 41) beschreibt über 80 verschiedene Waldformationen und 250 Waldtypen allein in W-Sichuan. Die Reichhaltigkeit der Flora und die Vielgestaltigkeit der Vegetation ist begünstigt durch die Lage, das Relief und die paläo-ökologischen Umstände, die auch in den Eiszeiten ein Ausweichen der Lebensgemeinschaften in tiefere oder südlichere Lagen und deren "Rückwanderung" in den Interglazialen ermöglichten. So ist die Flora der Südostabdachung von zahlreichen tertiären Relikten und Endemiten geprägt (CHEN 1987, 227).

 

Zwischen den Tal- und Gipfellagen der Ostabdachung liegen klimatisch äußerst unterschiedlich geprägte Höhenstufen, die sich aufgrund des deutlichen Kontinentalitätsgefälles vom feucht-warmen Südosten zum kalt-trockenen Nordwesten weiter differenzieren, was zu einer extremen Biodiversität führt. Beträgt der Jahresniederschlag in den extrem zertalten Randlagen ca. 1000 - 1500mm, so kann in den wenig zertalten Plateaulandschaften Osttibets mit ca. 500mm gerechnet werden. Mit dem Niederschlags- und Reliefenergierückgang nimmt auch die Komplexität der Höhenstufung ab. Die Höhenstufen werden schmäler und ihr Aufbau ändert sich, subtropische Elemente werden von temperierten abgelöst; generell kommt es zu einem Rückgang des Artenreichtums und der Wüchsigkeit. Die Vegetationsspektren verarmen wesentlich mit zunehmender Kontinentalität, wobei Waldelemente rasch abnehmen, Wiesen-Steppen-Elemente dagegen an Einfluß gewinnen. Dadurch entsteht ein vollständiger Vegetationskomplex, der von subtropischen immergrünen Laubwäldern im Südosten bis zu alpinen Wiesen-Steppen im Nordwesten reicht (CHEN 1987, 196). Mit zunehmender Kontinentalität steigt die Waldgrenze von 3600m in den Randlagen bis zu ca. 4700m (etwa nahe Dzogchen, SCHÄFER 1938, 41, vgl. LI B. 1993) im Osten des inneren Plateaubereichs an.



Das Untersuchungsgebiet

 

Jiuzhaigou ), dessen eigentlicher tibetischer Name 'Zitsa Degu' lautet, umfaßt ein von 2000m bis 4764m üNN reichendes 650 km2 großes Einzugsgebiet, das vom Jiuzhai-Bach entwässert wird, der in den oberen Baishui Jiang (tib.: Pächu), einem Bailong Jiang-Zufluß, mündet. Das Tal ist berühmt für seine '108' malerischen Seen, die von bis zu 130m breiten und über 20m hohen Sinter-Barren (vgl. HÖVERMANN u. LEHMKUHL 1994, 29) aufgestaut werden. Das sich von Süden nach Norden absenkende Y-förmige Tal liegt im südlichen Min Shan in der mittleren Ostabdachung des Tibetischen Hochlands (Abb. 1). Das Relief, des aus intensiv gefaltetem paläozoischen Kalkstein aufgebauten Tals, ist von großen Höhenunterschieden geprägt. Die Hänge fallen mit etwa 35° ein, der Talgrund ist verflacht.

 

Die vorgefundenen Bodentypen, die den auf Kalkstein typischen Entwicklungsreihen entstammen, reichen von Syrosemen (FAO: Lithosols) über Rendzinen (FAO: Rendzinas) bis hin zu Terrae fuscae (FAO: Chromic Cambisols) einschließlich unterschiedlicher Übergangsformen dieser Entwicklungsreihe. Alle aufgeschlossenen Böden verfügen über eine gute Nährstoffkapazität aufgrund des vorliegenden Ausgangsmaterials und dessen Verwitterungsstadien. Die Reaktion aller untersuchten Horizonte lag zwischen schwach sauer (pH 6,8) und schwach alkalisch (pH 8,1). Der größte Teil der Messungen lag im neutralen Bereich.

 

Das noch subtropisch geprägte Klima wird im Sommerhalbjahr von Südost- und Südwest-Monsun bestimmt, die zumindest 75% der Niederschläge eintragen (s. Abb. 2). Das Winterhalbjahr wird von der Westwinddrift bestimmt. Die Kaltluftmassen des mongolisch-sibirischem Antizyklons, der im benachbarten Gansu noch wetterbestimmend ist, dringen nicht soweit südlich vor (ZHANG et al. 1981). Allerdings wird die Region in allen Vegetations- und Klimakarten im Übergangsbereich zwischen subtropischer und temperierter Zone verzeichnet.

 

Der Niederschlag beträgt im Talgrund im untersten Schwankungsbereich des Kondensationsniveaus in Nuorilong (2400m) 761mm/a, in den Hanglagen im Bereich der Nebelwaldstufe (2700m-3500m) zumindest um 1000mm/a. Eine Obergrenze des sommermonsunalen Kondensationsniveaus wie dies z.B. MIEHE (1990, 37) für den Langtang Himal in ca. 3900m aufzeigt, ließ sich nicht mit letzter Sicherheit ermitteln. Allerdings weist in ca. 3500m Höhe der deutliche Rückgang des Epiphytenbesatzes der Schatthangwälder und das Aufkommen von Wacholderreinbeständen am Sonnhang, die bei Niederschlägen zwischen 400-600mm/a dominieren (LI 1993, 60), eindeutig auf eine reduzierte Wasserverfügbarkeit durch Niederschlagsrückgang und erhöhte Evapotranspiration hin, was die Obergrenze des Kondensationsniveaus) anzeigen dürfte. Klimadaten von Meßstationen aus Hang- oder Gipfellagen liegen aus der Ostabdachung nicht vor. Alle Meßstationen befinden sich in weniger feuchten Talgunstlagen, die oftmals auch über ein von lokalen Windsystemen geprägtes Trockentalklima (vgl. SCHWEINFURTH 1956) verfügen). Auch die Messungen in Jiuzhaigou waren in einer Talgunstlage (Nuorilong) durchgeführt worden, die Meßstation war jedoch 1991 nicht mehr in Betrieb. YANG u. ZHENG (1990, 372) verzeichnen das Baishui-Tal um Nanping (s. Abb. 2) als "hot-dry valley"), der unterste Bereich Jiuzhaigous um Yangdong (2000m) zeigt Trockentalcharakter. Im Winterhalbjahr fällt Schnee. Nuorilong (2400m) hat im Januar und Februar zumeist eine geschlossene Schneedecke von 10-20cm. Die Jahresmitteltemperatur beträgt in Nuorilong 7,3°C. Die Juni-Mitteltemperatur beträgt 16,8°C, die des Januars 3,7°C.

 

Das Untersuchungsgebiet) befindet sich im Holarktischen Florenreich, in der Sino-japonischen Florenregion, die hier an die Osttibetische Provinz der Zentralasiatischen Florenregion grenzt. LIU Y. et al. (1991, 478) verzeichnen 744 verschiedene Samenpflanzen, LIU S. et al. (1986, 117) berichten von allein über 150 Baumarten. Eine Vielzahl seltener Tiere, die typisch für den tibetisch-chinesischen Übergangsbereich sind, bewohnen speziell die Bambuswälder, u.a. Große Pandas)1 (Ailuropoda melanoleuca), Katzenbären (Ailurus fulgens), Goldstumpfnasen-Affen (Rhinopithecus roxellanae), Takins (Budocras taxicolor), Bambusratten (Rhizomys sinense) u.a. (LI u. ZHAO 1989, 140).

 

Fussnote:

1)  Nirgendwo konnte eine Ableitung für den Namen 'Panda' gefunden werden. Nach P.WANGYAL (schriftl.Mitt.) kommt 'Panda' aus dem Tibetischen und ist der in Osttibet gebräuchliche Name für Ailuropus melanoleuca. Dabei bedeutet 'Pa' (spra) 'Affe' und 'da' (khra) 'schwarz-weiß' (WANGYAL) oder 'gestreift' (GOLDSTEIN). Das 'n' wird im Dialekt der Khampas als Fugenlaut gesprochen. Somit wird der Große Panda im Tibetischen als 'Schwarz-weißer, bzw. 'Gestreifter Affe' bezeichnet, während er im Chinesischen  'maoxiong' 'Katzenbär' oder 'xiongmao' 'Bärkatze' heißt.

 

Erstveröffentlichung in Winkler, Daniel (1994): Die Waldvegetation in der Ostabdachung des Tibetischen Hochlandes - Dreidimensionale Vegetationszonierung mit Bodenuntersuchungen am Beispiel des Jiuzhai-Tals in NNW-Sichuan. Berliner Geogr. Abhandlungen - Beiheft 2, Berlin, 1-128.

 

English Translation:

So far there is no convincing source for the origination of the term "Panda", Ailuropus melanoleuca. However, Pema Wangyal, a Tibetan living in Berlin - Germany suggested wrote me in 1991 that  'Panda' is a common name for the giant Panda in Kham [East Tibet, currently West Sichuan] derived from Tibetan 'pa'  (Wylie transliteration: spra) 'monkey' and 'da'   (Wylie: khra, pronounced "da") meaning black & white (acc. WANGYAL) or 'striped' (Goldstein, M.C. 1984. English-Tibetan Dictionary of Modern

Tibetan, Berkeley). The 'n'-sound  between `pa' and `da' is commonly used in Tibetan Kham dialect as an epenthesis. Thus, Tibetans know the giant Panda as black & white or striped monkey. In Chinese the panda is known as 'mao xiong' or  'xiong mao' meaning cat bear or bear cat.

 

First published in: Winkler, Daniel (1994): Die Waldvegetation in der Ostabdachung des Tibetischen Hochlandes - Dreidimensionale Vegetationszonierung mit Bodenuntersuchungen am Beispiel des Jiuzhai-Tals in NNW-Sichuan. Berliner Geogr. Abhandlungen - Beiheft 2, Berlin, 1-128. (in German, English & Chinese abstract)



Methodik

 

In den Kardinalexpositionen jeder Höhenstufe wurde eine möglichst typische Aufnahmefläche von 20x20m vermessen, deren Vegetation zumeist ohne Pilze, Flechten und Moose nach der "Zürich-Montpellier-Schule" (BRAUN-BLANQUET 1964) aufgezeichnet wurde. Die gleiche Grundfläche wurde für alle Bestandsschichten verwendet, um bei geringer Aufnahmezahl dennoch die Vegetationsverhältnisse umfassend zu dokumentieren. Da es nicht erlaubt war, das Herbar außer Landes zu nehmen, wurden die meisten Bestimmungen vom Autor anhand der Iconographia Cormophytorum Sinicorum vorgenommen. Dabei war eine für Jiuzhaigou erstellte Vegetationsliste WU Zhengyis (1994) von großer Hilfe. Nach Abschluß der Feldforschung wurden einige Belege von den Botanikern des Chengduer 'Institute of Biology' (CAS) bestimmt. Ferner wurden bodenkundliche Untersuchungen im Bereich der Aufnahmeflächen durchgeführt.



Die dreidimensionale Zonierung der Waldvegetation

 

In der Darstellung der Vegetationsverhältnisse vom Talgrund bis zur Waldgrenze werden die für die Höhenstufe (s. Abb. 3) typische wirtschaftliche Nutzungsform und die klimatischen Gegebenheiten, so weit bekannt, sowie die vorherrschenden Bodentypen vorausgeschickt. Es folgt die Darstellung der Waldvegetation in ihrer gegenwärtigen Ausprägung unter spezieller Berücksichtigung der bestandsbildenden Baumarten. Eine graphische Übersicht zur dreidimensionalen Zonierung der bestandsbildenden Baumarten ist Abb. 4 zu entnehmen. Desweiteren wird die Strauch- und Krautschicht einschließlich des Lianen-, Moos- und Epiphytenbestandes beschrieben. Eine tabellarische Übersicht (Abb. 5) stellt die in den jeweiligen Wuchsschichten dominierenden Pflanzenarten dar. Die Ökogramme zu den unterschiedlichen Waldtypen (Abb. 6) vermögen einen Eindruck über deren Konkurrenzstärke in Abhängigkeit von Wasserverfügbarkeit (x-Achse) und Wärmeangebot (y-Achse) geben. Die Wasserverfügbarkeit gibt zu dem Aufschluß über den dominanten Unterwuchs. Strahlungsgeschützte und feuchte Standorte sind i.d.R. straucharm und moosreich, Standorte mit guter Wasserfügbarkeit strauchreich, während der Unterwuchs exponierter Standorte von Gräsern und Seggen dominiert wird. In der Vorlage CHENs (1987, 215/6) ist auf der unteren Hälfte der 'Wärmeachse' Sinarundinaria (lies: Fargesia Sinarundinaria) und auf der oberen Rhododendron verzeichnet. Diese Kennzeichnung wäre aber für das Untersuchungsgebiet irreführend. Aufgrund des Trockentalcharakters, der in Jiuzhaigou durch einen deutlich reduzierten Feuchtigkeitseintrag in der Montanstufe gekennzeichnet ist, fehlt hier fast durchweg Bambus, der aber am Schatthang der unteren Montanstufe vonRhododendron ersetzt wird. Erst im Bereich des Kondensationsniveaus wird der Unterwuchs von Bambus dominiert, der in Sichuan zumindest 900mm Jahresniederschlag benötigt (CAMPBELL u. QIN 1983, 2). Die Höhenstufen Jiuzhaigous (Abb. 3) wurden in Anlehnung an MIEHEs (1991) Vegetationszonierung für den Zentralen Himalaya ausgegliedert. Würde die Höhenstufung gemäß der englischsprachigen chinesischen Literatur (z.B. ZHANG et al. 1981, YANG 1992, LI 1993) vorgenommen, müßte die gesamte hochmontane Nebelwaldstufe einschließlich der subalpinen Waldstufe als "subalpine forest belt" klassifiziert werden. Eine detaillierte Darstellung der Waldvegetation und der Böden Jiuzhaigous ist WINKLER (1994) zu entnehmen.



Die Montane Mischwaldstufe (2000-2700m)

 

Untere Montane Mischwaldstufe (2000-2400m)

 

Der Talgrund der Trogtäler ist bis 2400m, am Sonnhang auch bis 2600m, geprägt durch intensive landwirtschaftliche Nutzung. Es ist die bevorzugte Siedlungsstufe der ca. 800 einheimischen Tibeter, die noch die vorbuddhistische Bön-Religion praktizieren. Sie leben von Viehzucht (Rinder, Dris und Yaks) und Ackerbau. Auf den lößreichen Böden werden hauptsächlich Mais), Kartoffeln, Leguminosen, Gerste und Weizen angebaut. In Dorfnähe werden Eichen in Niederwaldwirtschaft genutzt (Photo 1). Seit den 80er Jahren prägt der stark zunehmende Tourismus - 1991 kamen über 130.000 Besucher - das Erscheinungsbildes des Talgrundes. Es wurde eine Vielzahl von Herbergen errichtet, zumeist von Neusiedlern.

 

Zwischen 2000m und 2400m Höhe am Schatthang bzw. max. 2600m am Sonnhang liegt die wärmste und am wenigsten feuchte Höhenstufe. Speziell am Taleingang in Yangdong (2000m) zeigt das Klima und die Vegetation klaren Trockentalcharakter, der aber mit zunehmender Entfernung vom Baishui-Tal abnimmt. Niederschläge (ca. 650mm/a) sind seltener und weniger ergiebig, die Temperaturen höher. Großflächige bestandsvernichtende Waldbrände beeinträchtigten die Waldvegetation aller Expositionen wiederholt. Als Bodentypen haben sich Rendzinen mit Rohhumus oder Moderauflage auf anstehendem Kalkstein entwickelt, dazu finden sich Terrae fuscae auf Lößlehm. Löß ist in den Tallagen des Untersuchungsgebietes, wie in weiten Teilen der mittleren Ostabdachung (vgl. LEHMKUHL u. LIU 1994, 11; ROCK 1933, 120; TAFEL 1914, 276) verbreitet.

 

Vom artenreichen Hemlocktannen-Mischwald des Schatthangs sind nur noch spärliche Reste vorhanden. Neben erheblicher Bestandsreduzierung durch rezente Feuer dürften die klimatischen Bedingungen des Trockentals Tsuga-Bestände auf feuchte Schatthangstandorte beschränkt haben. Hemlocktannen treten in der Region erst ab Niederschlägen von 700mm/a und Temperaturen von 7,1-11,1°C im Jahresmittel auf (LI 1993, 61). Heute stockt in der unteren Montanwaldstufe fast ausschließlich ein relativ artenarmer Kiefern-Eichenwald, der zumeist sekundären Charakter aufweist. Aufgrund des Trockentalcharakters ist er höchstwahrscheinlich auch Teil der potentiell natürlichen Vegetation. Allerdings dürfte er gegenwärtig bedingt durch rezente Feuereinwirkung sehr viel weiter verbreitet sein, als vor dem verheerenden Waldbrand vor 35-40 Jahren.

 

Große Teile der vorhandenen Kiefern-Eichen-Sekundärwälder sind erst ca. 35 Jahre alt. Die 1.Baumschicht (B1) wird alleine von Pinus tabulaeformis gebildet. Sie wächst bis 20m Höhe auf bei einem Durchmesser in Brusthöhe (DBH) von 35cm und einem Deckungsgrad von 40%). Die 2.Baumschicht (B2) ist von Quercus aliena ) dominiert, die immergrüne Quercus baronii ist beigemischt. Am Sonnhang ist die 1.Strauchschicht (S1) von Cotinus coggygria dominiert unter Beimischung von Lonicera tangutica, am Schatthang deckt der kleinblättrige Rhododendron micranthum über 50%, hinzu kommen etliche Caprifoloiaceen und Cotoneaster-Arten. In der S2 sind kleine holzige Leguminosen allgegenwärtig. Die Krautschicht (30%) ist spärlich ausgebildet. Eine Moosschicht fehlt fast gänzlich, Epiphytenbesatz ist die Ausnahme.

 

Obere Montane Mischwaldstufe (2400m-2700m)

 

Ab 2400m am Schatthang, bzw. 2500m am Sonnhang, bis etwa 2700m kommt der artenreiche Tannen-Fichten-Mischwald auf. Ein erhöhter Feuchtigkeitseintrag ist dadurch gegeben, daß er sich bereits im unteren Schwankungsbereich des Kondensationsniveaus befindet. Die Klimadaten Nuorilongs (744mm/a, Jahresmitteltemperatur 7,3°C in 2400m) geben einen Hinweis auf das Klima im unteren Bereich dieser Stufe. Der Tannen-Fichten-Mischwald stockt zumeist auf Rendzinen unterschiedlicher Entwicklungsstufen, deren Humusformen (zumeist Moder) im Vergleich zur unteren Montanwaldstufe, bedingt durch die feuchtere Witterung und geringere Insolation bei günstigem Temperaturgang, besser ausfallen. Der Kronenschluß des vielschichtigen Waldes (50m/80cm) ist dicht. Der Wald ist deutlich durch den Menschen beeinträchtigt: in den Hanglagen durch selektiven Einschlag, der durch den gegenwärtigen "Bauboom" stark zunimmt; ferner durch Brennholzentnahme und Waldbrand, speziell am Sonnhang, sowie in den Tallagen in der Vergangenheit durch Rodung für Viehweiden. Bestandslücken, nach selektiven Einschlag oder Baumsturz, werden von Birken (Betula albo-sinensis) und Pappeln (Populus davidiana) geschlossen.

 

Die Tanne Abies ernestii dominiert die tiefgründigeren strahlungsgeschützten Standorte (Photo 2), in mittleren Standorten sind die Fichten Picea wilsonii und P.asperata (CHEN 1987, 205) konkurrenzstark. Pinus tabulaeformisherrscht einerseits edaphisch- und expositionsbedingt in trockeneren Lagen vor, andererseits in degradierten Standorten. Pinus armandii ist vereinzelt eingesprengt. In der B2 ist Quercus aliena (18m/70cm) durch Astbruch geschwächt), die rotberindete Betula albo-sinensis (15m/40cm) ist häufig beigemischt. Eine Vielzahl kleiner Laubbäume (4-6m/20cm), wie etwa Ahorne, Linden und Lauraceen, sowie in stark schattigen Lagen die seltene KopfeibeCephalotaxus fortunei, sind in der B3 verzahnt mit zahlreichen Caprifoliaceen-Sträuchern, die bis zu 5m aufwachsen. Bambus tritt nur vereinzelt fleckenweise auf. Der Krautschicht deckt ca 50%, in lichten grasreichen Beständen bis über 75%. Moose sind nur in schattigen Lagen deutlich ausgeprägt, in denen auch epiphytische Farne zunehmen.

 

Die Hochmontane Nebelwaldstufe (2700-3500m)

 

Bambus-Nebelwaldstufe (2700-3200m)

 

Ab 2700m bis 3200m herrscht der Bambuswald vor, dessen Witterung durch sehr hohe Niederschläge (min. 1000mm/a) und einen Temperaturgang frei von strengen Winterfrösten charakterisiert ist. Er zeichnet das äußerst nebelreiche untere Kondensationsniveau) nach und deckt ca. 15% der Fläche Jiuzhaigous. Die Bambus-Nebelwaldstufe wird u.a. vom Großen Panda bewohnt und beherbergte 1980 noch ca. 40 Pandas (SCHALLER et al. 1985, 9/13). Traditionell wurden nur die Gunstlagen am Sonnhang oder im Talgrund als Weiden und Almen genutzt (Photo 3), von denen gegenwärtig aber viele brachliegen. Die Wälder des Schatthangfußes wurden vielerorts in den 70er Jahren großflächig abgeholzt (Photo s. Nr.5) und teilweise mit Picea purpurea wiederaufgeforstet. Waldbrandspuren sind in strahlungsexponierten Lagen vorhanden, feuchte Schatthanglagen zeigen keine Feuereinwirkung.

 

In mittleren bis feuchten Standorten auf (Mull-) Rendzinen und Terrae fuscae stockt ein Tannen-Fichten-Wald (Photo 4; 35m / 60cm bei Fichten, 80cm bei Tannen />80%). Abies faxoniana dominiert mit Picea asperata undPicea wilsonii. Letztere ist im unteren Bereich konkurrenzstark und wird ab um 3000m von Picea purpurea abgelöst. Die B2 (15m) besteht aus Betula utilis und B. albo-sinensis, vereinzelt ist Acer caesium spp. giraldii(10m/50cm) eingesprengt. Die B3 (6m/20cm) ist von Ahornen und Maddenia hypoleuca dominiert. Die kleinwüchsigen Bäume konkurrieren mit Sträuchern und speziell Fargesia nitida-Bambus, das flächendeckend den gesamten Unterwuchs beherrscht (4m/1cm/60-90%), was SCHÄFER (1938a, 29) als "kornfeldähnlich" bezeichnet. In strahlungsgeschützten tiefgründigen Lagen konkurriert es mit Helwingia japonica (Cornaceae), die wie Bambus nur eine Stammachse hat. Grundsätzlich sind Sträucher und kleineren Bäume in ihrer Entfaltung durch den Bambusbestand stark beeinträchtigt. Rhododendren (Rh.prezwalskii u.a.) sind nur vereinzelt anzutreffen, etwa auf rezent sedimentierten und noch bambusfreien Standorten. Auffallend sind die holzigen Lianen Clemathoclethera actinoides und Actinidia maloides, die in lichtreichen Bestandslücken, in denen Birkenreinbestände aufwachsen, bis in die Kronen der Koniferen steigen. Die Krautschicht ist, bei nicht zu dichtem Bambusbestand, üppig ausgeprägt. Die Moosschicht (u.a. Hylocomium splendens, Abietinella abietina und Actinothuidium hookeri) profitiert deutlich von dem hohen Feuchtigkeitseintrag und der geringen Evapotranspiration in der Nebelwaldstufe. Abgesehen von den strahlungsexponierten Standorten sind die Äste der großen Koniferen mit dicken Moosmanschetten umgeben, in denen Lobaria-Flechten und Lepisorus eilophyllus siedeln. Von den Ästen hangen Usnea longissima-Bartflechten. Ast- und Gipfelbruch ist verbreitet, bedingt durch das Gewicht der Moosmanschetten, speziell bei zusätzlicher Schneelast. Ferner begünstigt der Epiphytenreichtum Fäulnis, die Ast- und Gipfelbruch ebenfalls Vorschub leistet. Ist der intensiv wurzelnde Bambusbestand durch schlechte Wasserrückhaltekapazität des Bodens begünstigt, z.B. auf Blockschutt, so ist der Tannen-Fichten-Wald äußerst artenarm, da abgesehen von der B1 und B2 alle Wuchsschichten in ihrer Entfaltung durch den äußerst konkurrenzstarken Bambus (>90%) behindert werden.

 

Auf strahlungsarmen feuchten Hangstandorten in reiner N-Exposition stocken Abies faxoniana-Reinbestände auf humosen Terrae fuscae, deren B2 von Birken gebildet werden. Aufgrund von Lichtmangel ist dieser Waldtyp artenärmer als der Tannen-Fichten-Wald. In der Strauchschicht dominiert der konkurrenzstarke Bambus. Die Krautschicht ist von Cardamine macrophylla und Chrysosplenium sp. (C.griffithii nach CHEN 1987, 203) und Farnen dominiert. Eingesprengt ist hier die seltene Kingdonia uniflora. Der hygromorphe Charakter vieler Kräuter weist auf die in der Wachstumsphase durchgehend vorhandene hohe Feuchtigkeit hin. Die trockenste Variante der Bambuswälder ist der Lärchen-Fichten-Wald, der in strahlungsexponierten Lagen auf flachgründigen (Moder-) Rendzinen stockt. Picea wilsonii ist noch im unteren Bereich konkurrenzstark, P. asperata und P. purpurea ab ca. 3000m, wo Baumwacholder) und Larix potaninii beginnen konkurrenzfähig zu werden. Die heliophile Lärche besiedelt strahlungsexponierte Standorte initial.

 

Vielerorts war das Erscheinungsbild des Waldes von abgestorbenem Bambus geprägt. Die kahlen, braunen holzigen Halme, die über viele Jahre hinweg stehenbleiben, sind die Zeugen eines Bambusblühens, wobei fast der gesamte Bestand einer Art gleichzeitig erblüht. Dies ereignet sich bei Fargesia ca. alle 70-80 Jahre (SCHALLER et al. 1985, 254, vgl. CAMPELL 1987). Im Jiuzhai-Tal blühte Fargesia nitida) in meheren Etappen in den 70er und 80er Jahren. Nach der Blüte stirbt der Altbestand ab. Die Samen keimen erst nach einigen Jahren und die Keimlinge wachsen sehr langsam. Dies hatte im Min Shan ein Pandasterben zur Folge, bei dem 138 Pandas verhungert aufgefunden wurden. Die Keimung bei Fargesia fangiana zum Beispiel setzt erst nach mindestens drei Jahren ein, die Keimlinge benötigen vier weitere Jahre, um eine Höhe von 10-15cm zu erreichen (REID et al. 1991, 255), insgesamt vergehen 15-20 Jahre bis der Bambus wieder seine ursprüngliche Größe erreicht (TAYLOR u. QIN 1992). Voraussetzung für eine erfolgreiche Keimung ist ein feuchter, beschatteter Standort. Nach Kahlschlag oder Feuer ist der bereits bestehende Bambusbestand zunächst begünstigt, da die pachyomorphen Rhizomsysteme sofort wieder austreiben und sich nun verstärkt - dank vermehrtem Lichtangebot und geringerer Konkurrenz - vegetativ ausbreiten können. Allerdings kann sich Fargesia ohne ausreichende Beschattung nach der Blüte nicht mehr regenerieren. Während sich Birken bei ausreichendem Lichtangebot, etwa nach Baumfall oder selektiven Einschlag, trotz Bambusbestand verjüngen, ist für die umfassende Naturverjüngung der Koniferenbestände das Absterben des Bambusses nach der Massenblüte notwendig, da deren Regenerierung bei dichtem Bambusbestand stark beeinträchtigt ist (TAYLOR u. QIN 1989, 103).

 

Rhododendren-Nebelwaldstufe (3200-3500m)

 

Um 3200m fallen viele der subtropische Arten aufgrund von Wärmemangel aus. Auffällig ist neben dem Ausbleiben der Araliaceen (Panax bipinnatifidusAcanthopanax giraldii u.a.) und der kletternden Actinidiaceen besonders der Ausfall von Bambus. Der hohe Feuchtigkeitseintrag der Bambus-Nebelwaldstufe setzt sich fort. Besonders schattseitig zeichnet starker Epiphytenbesatz den hohen Feuchtigkeitseintrag bis ca. 3500m nach.

 

Am Schatthang und anderen strahlungsgeschützten Standorten, die den ganzen Winter hindurch über eine geschlossene Schneedecke verfügen, herrschen flachgründig ausgebildete Terrae fuscae mit Mullauflage vor. Die Abies faxoniana-Reinbestände der Nordexposition der Bambus-Nebelwaldstufe setzen sich fort und dominieren nun den gesamten Schatthang (Photo 5). Dies allerdings mit nachlassender Wüchsigkeit (25m/40cm/60%). Ihre Äste sind von mächtigen Moosmanschetten umgeben. Beigemischt in der B2 ist Betula utilis (10m/20%), die stellenweise auch Reinbestände ausbildet. Die Strauchschicht (5m/40%) wird gänzlich von Rhododendren (Rhododendronwatsonii, Rh.przewalskii und Rh.aganniphum, letzterer nach CHEN 1987, 202) dominiert, daneben sind Rosa omeiensisSorbus koehneanaLonicera tangutica und Ribes glaciale vertreten. Der Bambusausfall gibt zudem vermehrten Raum für Ahorne. Die Krautschicht, die die dünne Mooschicht überwuchert, profitiert von der geringeren Deckung der Baum- und Strauchschicht. Es dominieren Carex-Arten (C.alpina?, CHEN 1987, 203),Pedicularis moupinensis und Rubus pileatus.

 

Am Sonnhang, d.h. in den noch bewaldeten SE- und SW-Expositionen, ist Picea purpurea besonders konkurrenzstark und bildet gemeinsam mit Wacholdern, die in der B2 dominieren, Bestände aus. Tiefgründigere Standorte sind durchsetzt mit Abies faxoniana und Betula utilis, auf flachgründigeren Standorten kommt Larix potaninii zu Picea purpurea hinzu. Die Strauchschicht wird allein von Rhododendren dominiert, allerdings mit geringerer Deckung und Wüchsigkeit (3-4m) als am Schatthang. Auf stark exponierten flachgründigen Standorten ist unter Beimischung von Baumwacholdern die Lärche konkurrenzstark (Photo 6). Diese Standorte besiedelt Larix potaninii initial.



Die Subalpine Stufe (3500-3800m)

 

Das Ausbleiben der Nebellagen, die speziell in der Wachstumsperiode den täglichen Temperaturgang abmildern, reduziert den Feuchtigkeitseintrag deutlich und hat zudem eine erhöhte Evapotranspiration zur Folge. Untersuchungen zu den klimatischen und edaphischen Gegebenheiten liegen aus dieser Höhenstufe nicht vor. Detaillierte Untersuchungen in der Subalpinen Stufe konnten aufgrund chinesischer Auflagen nicht durchgeführt werden.

 

Der deutliche Temperaturrückgang und die Abwesenheit von häufigen Nebellagen wirken sich am Sonn- und Schatthang sehr unterschiedlich aus. Am gesamten Schatthang setzen sich die Abies faxoniana-Reinbestände - unter Beimischung von Betula utilis in der B2 - mit weiter reduzierter Wüchsigkeit und geringerer Deckung (<50%) bis zur Waldgrenze) fort. Dies und der Ausfall der Ahorne begünstigen die Rhododendren (4m/80%), die alleine die S1bilden. In der Krautschicht (90%) dominieren Cardamine macrophyllaTiarella polyphylla und Polygonum viviparum. Der Epiphytenbesatz ist im Vergleich zur Nebelwaldstufe stark reduziert.

 

Am Yala-Paß (3650m) zeigen Tannen und Baumwacholder kleinräumlich Strahlungsunterschiede an. Während aus den dichten Rhododendron-Sträuchern der NE-Exposition Abies faxoniana ragt, wächst aus dem bereits lichteren Rhododendron-Unterwuchs der ENE-Exposition ein Baumwacholderbestand auf. Wacholderwälder, die normalerweise bei einem Jahresniederschlag von unter 600mm dominieren (LI 1993, 60), stocken am Sonnhang in Jiuzhaigou ab 3500m (Photo 7). Hier in exponierten Lagen über der Obergrenze des Kondensationsniveaus fallen Picea purpureaAbies faxonianaBetula utilis und Rhododendron aus. Sabina convallium und Sabina saltuaria (8-12m/40cm/<50%) bilden lichte Reinbestände mit einem straucharmen von Seggen dominierten Unterwuchs aus. Der moss- und epiphytenarme Wacholderwald bildet an den Sonnhängen die Waldgrenze auch in 3800m aus. Die von CHENG (1939, 172), CHEN (1987, 210) und WALKER (1941, 592) an der oberen Waldgrenze beschriebenen Lärchenbestände, die Wacholderbestände nach Feuer ersetzen dürften, konnten vom Autor nicht beobachtet werden.

 

Die Matten über der gegenwärtigen Waldgrenze werden als Sommerweiden für Yaks und Dris (Yak-Rinder-Kreuzungen) genutzt. Stellenweise hat das Weidevieh die Vegetation stark degradiert, was zu einer Depression der Krummholz- und Waldgrenze führte, speziell dort, wo zudem der Mensch Holz entnimmt. Nach dem Ausfallen der Baumvegetation am Schatthang aufgrund von Wärmemangel setzt sich der großblättrige Rhododendron-Bestand (3m/80%, vgl. Photo 7) mit dem gleichen krautigen Unterwuchs (s.o.) weiter fort. Mit zunehmender Höhe verliert das Rhododendron-Krummholz an Wüchsigkeit und kleinblättrigere Rhododendron-Arten dominieren. Der Boden wird von Cassiope abbreviata gedeckt, deren Bestände von Polstermoosen und Lobaria-Flechten durchsetzt sind. Sorbus-Arten und Rosa omeiensis sind neben Salix spp. beigemischt und überragen in winterlichen Leelagen, d.h. in Ostexpositionen, in denen es zur Schneeakkumulation kommt, das Rhododendron-Krummholz. Sie zeigen das Vorherrschen westlicher Windrichtungen in den Wintermonaten an. Weiden-Krummholz (Salix spp.) siedelt initial nach Rutschungen. Das Ausbleiben der Baumwacholder am Sonnhang um 3800m leitet zu straucharmen Matten über. Vereinzelt stocken Lonicera spp. und Spiraea spp.. Seggen (Carex spp., Kobresia spp.) bilden eine geschlossene Grasnarbe.



Waldfreie Sonnhänge

 

Südexponierte Hänge sind oberhalb 3000m in Jiuzhaigou zumeist wald- und oft auch strauchfrei. TAFEL (1914), ROCK (1930/1956), WEIGOLD (1935), SCHÄFER (1938), KU u. CHEO (1941), TENG (1947) u.a. berichten alle von dem weitverbreiteten Phänomen der waldfreien Sonnhänge) und den dicht bewaldeten Schatthängen im osttibetischen Raum (s. Abb. 1 , Photo 8). Abweichend von den stärker kontinental geprägten Lagen Osttibets ist in Jiuzhaigou zumeist nur die strikte Südexposition waldfrei und nicht der gesamte Sonnhang, was durch die Lage am Rande des Hochlands erklärbar ist, die durch einen weniger kontinentalen Temperaturgang und deutlich höhere Niederschläge gekennzeichnet ist.

 

Die Waldfreiheit der Sonnhänge ist bis jetzt fast ausschließlich auf dessen klimatischen Bedingungen zurückgeführt worden. WISSMANN (1960, 268), SCHÄFERs Erklärungsansatz zusammenfassend, schreibt: "Die stark bestrahlten Südhänge bleiben im trockenen Winter fast ganz schneefrei. Die hohe Verdunstung in Verbindung mit sehr großen Temperaturdifferenzen - Auftauen am Tag, nachts gewöhnlich auf 15° bis 20° herabgehend - kann zwar von der Grasnarbe, nicht aber von Bäumen und Sträuchern überstanden werden". Jedoch sind sowohl die waldfreien Südexpositionen des Untersuchungsgebietes als auch die Sonnhänge der kontinentaleren Lagen Osttibets nicht frei von Gehölzen. Selbst in den Photographien SCHÄFERs (1938, 57), die die waldfreien Sonnhänge zeigen, sind freistehende Koniferen zu erkennen). An den Südhängen Jiuzhaigous finden sich dazu vereinzelt Wacholder und Fichten, die als Waldzeugen betrachtet werden müssen. Sträucher wie Lonicera hispida, Spiraea mongolica, Berberis dasystachya und Zwergwacholder sind verbreitet. In 3650m stockt dazu auf einem voll südexponierten Grat am Yala-Paß ein Wacholderwald (vgl. Photo 7). Die langsamwachsenden Baumwacholder sind dem kalt-trockenen Lebensraum des Sonnhanges bestens angepaßt und halten den extremen Temperaturwechseln im Tagesverlauf am Sonnhang stand.

 

Das Phänomen der Waldfreiheit der Sonnhänge ist nicht allein durch eine im Vergleich zum Schatthang extrem reduzierte Wasserverfügbarkeit (WEIGOLD, KU u. CHEO, ROCK) oder durch Temperaturwechsel und Frosttrocknis (SCHÄFER, WISSMANN) zu erklären. Auch sind in Jiuzhaigou die Böden der untersuchten Südexposition keinesfalls geringmächtiger als die der umliegenden Schatthänge, sogar das Gegenteil war der Fall, wie Grabungen zeigten (WINKLER 1994, 49). Spuren aktueller solifluidaler Prozesse, die eine Waldbestockung verhindern könnten, fehlen in den untersuchten Höhenstufen Jiuzhaigous. Ebensowenig kann eine rezenter Temperaturrückgang als Erklärung für das Ausbleiben einer natürlichen Waldregenerierung etliche Hunderte von Höhenmetern unter der Waldgrenze herangezogen werden.

 

Im Untersuchungsgebiet ist die heutige Waldfreiheit der Südexposition oberhalb von 3000m durch wiederholte Einwirkung von Feuer (vgl. Photo 3 u. 7) und kontinuierliche Beweidung bedingt. Erst die für den Waldbestand vernichtenden weitverbreiteten Praktiken im Zusammenhang mit der Weidewirtschaft, speziell Brandrodung und Schwenden, verhindern eine natürliche Regenerierung des Sonnhangwaldes. In Jiuzhaigou bestätigten einheimische Tibeter, daß die Südhangweiden geschwendet werden, um sie strauchfrei zu halten. Obendrein sind Waldbrände ein weitverbreitetes Phänomen in Osttibet, speziell in strahlungsexponierten Lagen während der niederschlagsarmen strahlungsreichen Wintermonate (YANG 1987, CHEN 1987, 223). Die Erschließung der Sonnhänge als Winterweidegründe hat eine Schlüsselfunktion für die Viehhaltung, da hier das Vieh in der durch Futterknappheit gezeichneten Jahreszeit noch Nahrung finden kann. Aufgrund der Intensität der im Winter nahezu vertikal einfallenden Sonnenstrahlung, die durch die Höhe und die subtropische Lage noch verstärkt ist, taut eine Schneebedeckung im Winter normalerweise innerhalb weniger Tage ab.

 

Im direkt nördlich angrenzenden SW-Gansu beobachtete TENG, daß nach der Zerstörung der Sonnhangwälder - sei es aufgrund von Holzgewinnung oder Brandrodung - zunächst Strauchgesellschaften dominieren. "Repeated fires have been responsible for converting the scrub areas into grasslands. This condition has led certain observers to uphold the erroneous view that southern slopes are natural grassland" (1947, 196). TAFEL, den das Phänomen der waldfreien Sonnhänge beschäftigte, kommt gar zu dem Schluß: "Der tibetische Nomade ist, wie jeder Hirte, der geschworene Feind allen Waldes"; "er brennt rücksichtslos den Wald nieder" (1914, 254). Auch die paläo-ökologischen Studien von FRENZEL (1994, 1995) legen den Schluß nahe, daß weite Bereiche Osttibets durch den Einfluß der Hirtenkulturen entwaldet worden sind. Denn einerseits finden sich unter heutigen Steppenböden Osttibets noch Waldböden, andererseits zeigen Pollendiagramme einen Rückgang an Baumpollen zugunsten von Graspollen, ohne daß die klimatischen Bedingungen solch einen Vegetationswandel nahelegen würden. In einem Diagramm aus dem 125 km südwestlich von Jiuzhaigou liegenden Hongyuan) setzt der Baumpollenrückgang bereits vor etwa 5100 Jahren ein. Zu dieser Zeit siedelten Menschen nicht nur in den fruchtbareren Tälern, etwa im Mekongtal südlich von Qamdo, sondern dehnten ihre Aktivitäten auch in die alpinen Steppen aus (HUANG 1994). Ab etwa 2000 Jahre vor heute zeichnet sich in Hongyuan dann eine erhebliche Waldreduzierung ab.

 

In Jiuzhaigou zeigen sich an den untersuchten südexponierten Hängen in der Höhenstufe von 3000m-3500m klare Anzeichen für eine Sukzession hin zur Wiederbewaldung. Waldzeugen sind zahlreich vorhanden, in 3650m gar ein Wacholderwald. Einige abgelegenere Weideflächen in südlichen Expositionen sind in den letzten Jahrzehnten verbuscht und von Birkenwäldern eingenommen worden). Dieser Prozeß läuft allerdings in klarer Südexposition deutlich langsamer ab als in anderen Sonnhangexpositionen.

 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß in Jiuzhaigou anthropo-zoogene Einflußnahme mittels Schwenden und Beweidung die eindeutige Ursache für die gegenwärtig andauernde Waldfreiheit der Südexpositionen ist. Weiterer Feldforschung bedarf die endgültige Klärung der Frage, ob sich ohne die fortgesetzten Eingriffe des Menschen und seines Weideviehs unter den momentanen klimatischen und edaphischen Bedingungen auch in kontinentaler geprägten Bereichen Osttibets wieder eine Bewaldung der Sonnhänge einstellen würde.



Gegenwärtige Entwaldung

 

Bei der Beschäftigung mit den Wäldern Osttibets ist die gegenwärtige Waldzerstörung nicht zu übersehen. Zwar wurde in Jiuzhaigou die Holzentnahme 1978 gestoppt und sogar Wiederbewaldungsmaßnahmen durchgeführt, andernorts hält die Waldzerstörung unvermindert an. Während sich die Entwaldung bis jetzt allmählich über Jahrhunderte und Jahrtausende hingezogen hat, beschleunigt sich die Waldzerstörung dramatisch seit den späten 50er Jahren (YANG 1987, 74) mit Beginn der staatlich organisierten Holzentnahme seitens der Chinesen. Auf die gegenwärtige Entwaldung machten zuerst CAMPBELL u. QIN (1983), SMIL (1983, 1984), CAMPBELL (1984), SCHALLER et al. (1985), DONG (1986), YANG (1986, 1987) und ZHENG (1986) aufmerksam. Es folgten RICHARDSON (1988), IVES u. MESSERLI (1989), ANNON. (1990), HE (1991), DIIR (1992), ZHAO (1992), SCHALLER (1993), LEHMKUHL (1994, 1995), WINKLER (1994, 1995, 1996, 1998) und PALDEN (1996).

 

Während nur sehr wenige quantitative Angaben) über die Waldwirtschaft im Südosten der 'Autonomen Region Tibet' (TAR, chinesisch: Xizang) vorliegen, obschon Xizang gegenwärtig die holzreichste 'Provinz' Chinas ist (XINHUA 1994), lassen sich inzwischen in W-Sichuan das Ausmaß und auch die Umstände der Entwaldung nachvollziehen. Für ganz W-Sichuan beziffert LI (1993, 95) den Rückgang der Waldfläche ("forest cover") von 30% in den 50er Jahren auf 14% in den 80er Jahren. In Aba (Ngawa) Tibetisch Autonomer Distrikt (TAD)), zu dem auch das Untersuchungsgebiet gehört, ist seit den 50er Jahren nach YANG die Waldfläche von 29,5% auf 14% reduziert worden, wobei 60% des Holzvorrates entnommen wurden; In Garze (Kandze, Ganzi) TAD, entlang des Yarlungs (Nyachu), wurde der Waldbestand von 19,4% auf 10% verringert (1986, 41). Über die Region am Oberlauf des Min Jiang berichtet ZHENG (1986, 34): "forest coverage decreased from about 50% in the Yuan Dynasty (more than 600 years ago) to 30% at the founding of New China). And since then it has fallen to 18,8%" (inzwischen 16,1% nach ZHAO 1992, 57).

 

Anders als mancherorts im Himalaya oder in Yunnan ist im dünnbesiedelten Osttibet das Ausmaß der Entwaldung nicht auf den regionalen Bevölkerungsdruck oder die Wirren der Kulturrevolution zurückzuführen, wie dies u.a. ZHENG (1986, 34) und LI u. ZHANG (1986, 9) versuchen. SMIL (1984, 19) kommt zu dem Schluß: "What must be termed planned destruction has been one of the leading causes of Sichuan deforestation". Ebenso führt HE (1991, 26) die Waldzerstörung auf die unkontrollierten Aktivitäten kommunaler und provinzieller Staatsunternehmen zurück, seit der Wirtschaftsliberalisierung nun aber auch auf die Profitgier Einzelner. ZHAO (1992), der in einer Studie die Krise der Holzwirtschaft in Aba und Garze TAD für das "Policy Research Department des Sichuan Committee" der KP China untersucht hat, nennt als Hauptursache für das immense Ausmaß des Raubbaus die staatliche Holzquotenregelung. Die Staatsforstbetriebe, die den Großteil der Holzressourcen kontrollieren, müssen jährlich vorgegebene Quoten erfüllen. Allerdings bezahlt der Staat für Quotenholz ungefähr nur ein Drittel des Marktpreises, was zudem noch deutlich unter den Produktionskosten liegt (ibid., 57). Somit müssen die Staatsforstbetriebe zur Finanzierung der auferlegten Staatsquoten auch noch einen Überschuß für den freien Markt produzieren. Die Staatsquoten allein betragen schon das Zwei- bis Dreifache des jährlichen Zuwachses (SMIL 1984, 19, ZHENG 1986, 34). Die tatsächliche jährliche Gesamtentnahme wurde für Aba TAD von einer staatlichen Untersuchungskommission allerdings auf über das Vierfache, d.h. eine Gesamtentnahme von ca. 980000m3 Holz bei einem jährlichen Zuwachs von nur ca. 200000 m3, beziffert (ANNON. 1990). Obendrein bereitet den Staatsforstbetrieben der Unterhalt der ehemaligen Waldarbeiter, die bereits die Zahl der aktiven Waldarbeiter überstiegen hat, erhebliche Schwierigkeiten. Zur Finanzierung der Pensionen müssen Schutz- und Bannwälder gefällt werden (ZHAO 1992, 57). HE (1991, 26) berichtet am Beispiel des Staatsforstbetriebes von Luhuo (Drango, Garze TAD), daß alleine zur Finanzierung der 2500 Waldarbeiter und Pensionisten der jährliche Einschlag das Dreifache der natürlichen Produktion betragen muß. Wiederaufforstung, die eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt ein nicht zu finanzierender Luxus. Zudem führen Koordinationsschwierigkeiten im staatlichen Sektor zu enormen Verlusten. So beobachteten z.B. auch IVES u. MESSERLI (1989, 227) ausgedehnte Kahlschlagsflächen, von denen das eingeschlagene Holz nie abtransportiert wurde und vor Ort verrottete (vgl. PALDEN 1996, 17). Von den 11 Staatsforstbetrieben in Aba TAD haben nach ZHAO (1992, 57) bereits 8 ihre Ressourcen erschöpft; Im Bereich von 5 sind sogar keine zusammenhängende forstlich nutzbaren Waldbestände mehr vorhanden. Die Wälder des Staatsforstbetriebes von Nanping, in dessen Bereich auch Jiuzhaigou liegt, waren bis vor kurzem vergleichsweise gering beeinträchtigt worden, gegegenwärtig aber müssen sie allein 50% der Staatsquote von Aba TAD (0,1Mm3 Holz) erfüllen. Auch in Garze TAD, wohin sich der Schwerpunkt der Holzentnahme jetzt verlagert hat - 1990 mußte Garze 43,3% von Sichuans Gesamtholzquote erfüllen - haben 5 der 7 Staatsbetriebe ihre Holzressourcen bereits erschöpft oder werden sie noch in diesem Jahrzehnt erschöpft haben (ZHAO 1992, 57). Der ehemalige chinesische Vize-Forstminister DONG (1986, 55) bestätigt: "Administration of forest industry has not conformed to natural and economic principles".

 

Die Holzproduktion ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Region und war die treibende Kraft in der Verkehrserschließung. Allerdings ist die Produktion in den tieflandnahen Gebieten aufgrund von Ressourcenerschöpfung seit den 80er Jahren stark rückläufig. Verluste müssen fast überall hingenommen werden. Davon sind auch die Forstbetriebe betroffen, die von örtlichen Verwaltungen geführt werden. Etliche Sägewerke wurden bereits stillgelegt. Im Jahre 1960 mußte Aba TAD noch alleine 84% (2,6 Mm3 Holz) der Staatsquote Sichuans erfüllen bei einer Gesamtholzentnahme in Aba von 3 Mm3, 1980 waren es gerade noch 15% (0.6 Mm3) der Staatsquote. Der Forstsektor betrug 1980 noch 70,1% der gesamten Industrieproduktion und erbrachte 64% des Gesamtsteueraufkommens. 1987 allerdings erbrachte er nur noch 34% des Gesamtsteueraufkommens und die Industrieproduktion sank um 45%. Im Rahmen der Wirtschaftsliberalisierung schreitet nun auch der privatwirtschaftliche Raubbau voran. Inzwischen werden Bäume auf eigene Faust geschlagen und am Straßenrand an Lastwagenfahrer verkauft, die die Stämme ins Tiefland transportieren.



Wiederbewaldung, der zumeist großflächigen Kahlschläge (vgl. Photo 8), stellt weiterhin die Ausnahme dar, obschon sich inzwischen eine Intensivierung der Aufforstungsbemühungen speziell in Forstämtern mit bereits erschöpften Ressourcen abzeichnet. LI (1993, 103) beziffert die wiederbewaldete Fläche auf nur 12.7% der abgeholzten Flächen, wobei die Überlebensrate von Wiederaufforstungen unter 30% liegt, obschon Versuchspflanzungen eine Überlebensrate von 85% erzielen (YANG 1992, 22). Regenerierung der großflächigen Kahlschläge ist aufgrund hoher täglicher Temperaturschwankungen schwierig; Setzlinge leiden dazu stark unter Frosthub. Falls nicht gleich Weidevieh eindringt, verbuschen die Kahlschläge schnell, was eine verspätete Wiederbewaldung sehr erschwert. Deutlich kleinere Einschläge würden für eine schnelle Regenerierung hilfreich sein (YANG 1986, 43). Die Umsetzung forstwissenschaftlicher Erkenntnisse geschieht jedoch nur allzu sporadisch. Obschon eine Vielzahl waldbaulicher Untersuchungen durchgeführt wurden (vgl. LI 1990, SICHUAN SENLIN 1992, YANG u. ZHANG 1992, LI 1993), scheint der Einfluß der Wissenschaft auf die wirtschaftlichen Interessen im Holzgeschäft unerheblich. DONG (1986, 55) berichtet: "As a whole, there has not been any attempt to manage the forest".

 

Dabei wäre eine derart kurzsichtige Waldzerstörung zu vermeiden gewesen. Eine ökologisch angepaßte und wirtschaftlich nachhaltige Forstwirtschaft wie DONG sie fordert, könnte dies ändern. Bereits 1941 schlossen KU u. CHEO (1941, 131) ihre Untersuchungen mit dem Fazit: "the forests [..] should be put under scientific management as soon as possible in order to conserve them, utilize them and develop them properly". Als einziger Hoffnungsschimmer bleib derzeit der Einfluß der Wasserwirtschaft. So führt eine staatliche Untersuchungskommission (ANNON. 1990) stark reduzierte Abflußregime zwischen Januar und Mai am Min Jiang und oberen Yangtse, was Ernteverluste in Höhe von Hunderten von Millionen Mark jährlich aufgrund von Bewässerungswassermangel zur Folge hat, auf die gegenwärtige Entwaldung zurück. Auch die Häufigkeit von Überschwemmungskatastrophen in W-Sichuan ist nach ZHAO (1992, 58) bereits von einmal in 15 Jahren auf einmal in 5 Jahren gestiegen. Zudem wird seit den 80er Jahren von offizieller chinesischer Seite ein Zusammenhang zwischen rezenter Waldzerstörung am Oberlauf des Yangtse und sich häufenden Flutkatastrophen in Sichuan und anderen Provinzen flußabwärts hergestellt. Der Baubeginn des gigantischen "Drei Schluchten Staudammes" rückt nun hoffentlich auch den Zustand der Wälder Osttibets ins Interesse der Wasserwirtschaft. Es bleibt zu hoffen, daß sich HEs (1991, 26) alamierenden Prognose, "If the unrestrained activities [..] continue at this rate, the western Sichuan forest will not last more than 13 years" nicht bewahrheitet, und daß die in der 'Agenda 21', dem auf der Rio-Konferenz basierendem ambitionierten chinesischen Naturschutzkonzept, proklamierte Einführung nachhaltiger Waldwirtschaft, sobald wie möglich vollzogen wird.



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